Last Updated on 05.06.2024 by Nico Klemann
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Ein Beitrag von Nico Klemann
Als am 14. Juli 1789 erboste Bürger die Bastille erstürmten, verzeichnete Louis der XVI. in seinem Tagebuch lediglich das Wort „rien“ (zu Deutsch: nichts) – er bezog sich dabei auf sein Jagdergebnis. Ob nun aus Abgehobenheit oder Ignoranz, zurecht wurde er jedenfalls kurz darauf einen Kopf kürzer gemacht.
Könige, Kaiser und der Adel sind inzwischen Dinge der Vergangenheit. Überbleibsel hat es zwar noch, aber immerhin müssen wir uns jenen nicht mehr rechtfertigen. Eine gewisse Adelsromantik hingegen verbleibt. Wer hat sich nicht mindestens als Kind mal dabei ertappt, davon zu träumen, wie es wohl wäre, ein König oder eine Königin zu sein und es sich gut gehen zu lassen, wie diese abgehobenen Herrschaften es taten?
Kulinarisch ist das immerhin möglich. Das Restaurant Burg Hohenklingen befindet sich in der namensgebenden Burg hoch oben über Stein am Rhein in der Schweiz. Historisch ist die Burg in der bequemen Position gewesen, seit ihrer Erbauung im 13. Jahrhundert niemals belagert worden zu sein. Sie ist hervorragend erhalten und zurecht eine der schönsten Sehenswürdigkeiten entlang des Bodensee-Rheins.
Hervorragend ist auch die gastronomische Verpflegung, denn hier können Gäste fürstlich speisen, ganz ohne die zweifelhafte Königswürde. Unter der Leitung von Roman Bach und Pia Bach-Rasmussen tischt der Koch Beni Dähler erstklassige Kreationen auf. Die Kulinarik ist eine Mischung aus französischer und Schweizer Küche, unter starker Rücksichtnahme auf das aktuelle Saison- und Marktangebot. Hierbei beweist das Küchenteam viel Kreativität.
Der momentan aktuelle Spargel etwa wird in Form einer Terrine serviert, sowie mit Spargelstücken in Tempura-Teig. Diese ungewöhnliche Kombination aus weich und knusprig sowie cremig und fest hat gleich sehr gefallen. Die dazu servierte Mayo komplementierte das Gericht.
Besonders gefreut habe ich mich aber auf die Hauptspeise. Ich war in der Stimmung auf etwas Deftiges, Kräftiges und bestellte das „Boeuf braisé à la mode du chef“, welches auf der Speisekarte mit einem kleinen Haubensymbol versehen war – das Zeichen der Hausspezialitäten. Ich kannte das Gericht bereits und die Vorfreude sollte sich bestätigen: Das Short Rib Stück war butterzart und weich, ein Messer zum Schneiden wäre gar nicht nötig gewesen. Die Soße war kräftig-malzig und intensiv, bekam aber durch die Dörrpflaumen darin eine subtile Süße, die die Intensität etwas auffing. Die dazu gereichten „Pommes Berny“ (ausgefallene Kartoffelküchlein in Birnen- oder Kugelform) sogen den köstlichen Saft perfekt auf und das Gemüse erfrischte und sorgte für eine zusätzliche farbliche Note auf dem Teller.
Es war ein überaus dekadentes Gericht und es hätte Louis XVI. sicher ebenfalls hervorragend geschmeckt.
Das Burg Restaurant Hohenklingen liefert ab. Das war mir schon bei meinem ersten Besuch bewusst und bei dem letzten nun auch wieder. Was aber zusätzlich heraussticht, ist diese Location. Natürlich, die Anfahrt ist etwas beschwerlich, aber ein so direktes Abtauchen in das Mittelalter – samt ausgezeichneter Speisen – fasziniert einfach. Ob im Winter bei Schnee oder im Sommer zum Sonnenuntergang, das Panorama ist einmalig und die Kulinarik adelswürdig. Kein Wunder, dass die Burg auch gerne mal als Fest- oder Hochzeitslocation gebucht wird. Sie steckt eben doch noch in vielen, diese Sehnsucht nach dem Adelsleben.
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