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Mehr Genuss am Bodensee: SEO Küchenhandwerk

Ein letzter Genuss im SEO Küchenhandwerk

Ein Beitrag von Nico Klemann.

Seit fast einem Jahr lag mir meine Begleitung in den Ohren, sie würde gerne in das SEO Küchenhandwerk in Langenargen gehen. Am 5. Januar 2024 war es dann soweit. Lange hatte ich mich davor gedrückt, und das aus einem sehr dummen Grund: Das Akronym SEO (Search-Engine-Optimization) und das damit verbundene Konzept bereitete mir auf der Arbeit im letzten Jahr so viel Unlust, dass meine Abneigung sich auf alles ähnlich Klingende übertrug. Tatsächlich bezieht sich „SEO“ wohl einfach auf ein altertümliches Wort für „See“, wie mir der Koch Roland Pieber am Ende des Abends noch verriet.

Im Uhrzeigersinn beginnend von oben: Ein Tartelette mit Tandori Maishuhn, knuspriger Hühnerhaut und getrockneter Tomate. Dann eine Crustarde mit Forellenkaviar. Als nächstes ein Spieß von der Bodensee Wagyu Rinderrippe mit Chipotle. Dann eine Kartoffelrolle mit Rindertatar.

SEO-r lecker direkt am See

Jedenfalls war ich zögerlich, aus schwer nachvollziehbaren Gründen, und doch gespannt, denn glaubte man den Rezensionen online als auch den persönlichen Berichten, würde uns ein Genuss-Highlight erwarten.

Das Restaurant selbst gehörte zum Seevital Hotel, einem 4*-Haus, direkt am See in Langenargen. An der Rezeption vorbei wurden wir an der eleganten Bar entlanggeführt und in einer Nische des Raums platziert. Den Blick hätten wir theoretisch auf den Bodensee gehabt, der Uhrzeit und der Dunkelheit wegen war dieser aber nur zu erahnen. So konnten wir stattdessen dem Gewusel in der halboffenen Küche zusehen.

Meine Begleitung war schon ganz aufgeregt, fotografierte die Einrichtung und bereitete sich vor, auch jeden einzelnen Gang – von Gruß bis Dessert – akribisch auf Bild festzuhalten, um danach ein Video des Erlebnisses zusammenschneiden zu können. Tagebuchführung but make it tasty.

Zu Beginn kamen die Amuse Gueule – die Hunger-Lustmacher – die ihren Zweck erfüllten und Interesse weckten. Neben dem Allrounder in solchen Häusern (einem Rindstatar; hier in einem Kartoffelröllchen) haben mich vor allem die frittierten Kohlröschen begeistert, die mit einer Käsecreme von Jamei aus Kempten serviert wurden, sowie der Spieß von der Bodensee Wagyu Rinderrippe mit Chipotle.

Nichts aber bereitete mich darauf vor, dass die Küche mit dem ersten Gang gleich ein Triple-20 servieren würde.

Ein absoluter Hammer: Lachsforelle / Rettich / Fenchelpollen

Ein Highlight: Lachsforelle goht nai!

Was für ein Banger: Zunächst tief im Gespräch mit meiner Begleitung versunken, musste ich um eine Pause bitten, denn das Gericht unterband jeden Gedanken, der nicht mit dem Geschmack auf meiner Zunge zu tun hatte. Das sauer-intensive Aroma des Rettichs, der schon fast etwas auf der Zunge brannte, das fleischig-wohlige Aroma der Lachsforelle, das diese Intensität auffing und der leicht sauer-süßliche Sud, der die festen Komponenten verband und abrundete: Es war perfekt. Jeder folgende Happen war ebenso genial. Der Geschmackssinn war gefordert, aber nie überfordert, und auch nach dem letzten Bissen blieb der Geschmack eine Weile, ohne seinen Aufenthalt zu überreizen.
Worüber ich mit meiner Begleitung vor dem ersten Bissen sprach, weiß ich nicht mehr, aber ich werde mich wohl immer an diese Speise erinnern.

Bei jedem Besuch in einem Fine Dining Restaurant habe ich die Erwartung, 1-2 Gänge serviert zu bekommen, die bleibenden Eindruck hinterlassen, sonst ärgere ich mich – nicht zuletzt, weil das auch den Preis erträglicher macht.

Hier wurde gleich mit dem ersten Gang ein Statement gesetzt.

Jetzt war die Genusslust geweckt. Meine Begleitung war glücklicherweise ebenfalls hocherfreut über diese Geschmacksbombe und vergaß schnell, dass ich mich aus dem Gespräch ausgeklinkt hatte.

Dombes Ente / Taglilie / Mandarinenkürbis

Ente gut, alles gut

Folgend auf die Lachsforelle kam der Topinambur mit Miso und Kren. Dieser war gut, mit erdigen Geschmäckern, hatte aber die undankbare Position direkt nach der Lachsforelle, weshalb er etwas unterging.

Der daraufhin servierte Hecht mit Andengold und Buttermilch wiederum holte dann meine Begleitung so richtig ab und auch ich war von diesem Gericht begeistert und überrascht – findet sich Hecht relativ selten in der gehobenen Kulinarik.

Weiter ging es mit Kasnocken / Jamei / Perigord-Trüffel, eine sogenannte „safe-bet“, wenn man mich fragt, denn wer kann schon etwas Schlechtes über Nudeln, Käse und Trüffel sagen. Das Gericht war ein Wohlfühlgang, wie eine warme Umarmung.

Danach wurde es wieder intensiv: Serviert wurde eine Dry Aged Pork Essenz mit Kalbskopf und Buchenpilzen. Die Essenz war unglaublich fleischig und intensiv und wurde von den Pilzen und gepufftem, crunchigem Reis aufgefangen. Die Scheibe Kalbskopf mag mit ihrer schleimigen Konsistenz manche abschrecken, aber sie komplementierte diesen „Suppengang“ hervorragend.

Es folgte sodann die Hauptspeise, und mich hatte sie gewonnen, noch ehe ich probiert hatte: Dombes Ente / Taglilie / Mandarinenkürbis. Ich liebe Ente, ich liebe Kürbis. Es war eine sichere Nummer für mich und schmeckte hervorragend. Auch hier stach der intensive Sud erfreulich hervor, ohne zu überwältigen.

Nebenteller zum Dessert (Mango und Schokolade)
Schokolade, Original Beans und Mango

Let your man go, eat a mango (und Schokotörtchen)

Zwei Desserts kamen dann noch. Zunächst ein Buchweizenkeks mit Mandarine. Meine Begleitung schätzte diesen Gang sehr, ich hatte ihn ehrlich gesagt vergessen, bis ich wieder auf das mitgenommene Menükärtchen guckte.

Abschluss des Menüs war dann ein Törtchen Original Beans Schokolade mit Mango und Kaffee. Auch sehr fein.

Zum Digestif kam dann noch die Sous-Chefin (und Lebensgefährtin des Kochs) Kathrin Stöcklöcker mit einer großen Kiste Leckereien, aus welcher wir uns eine bunte Mischung zusammenstellen durften. Das ewige Kind in einem selbst durfte noch mal zulangen. Ein krönendes Finale.

Danke SEO, tschüss SEO!

Was bleibt zu sagen? Es war gut. Sogar sehr gut. Der ganze Abend war gelungen und eigentlich würde ich mich auf ein nächstes Mal freuen, wenn da nicht der Umstand wäre, dass das SEO Küchenhandwerk zugemacht hat. Koch Roland Pieber und seine rechte Hand Kathrin Stöcklöcker verlassen das Hotel Seevital. Keine zwei Wochen, nachdem sie (verdient) den zweiten Michelin-Stern verliehen bekommen haben. Der Fachkräftemangel sowie strukturelle Veränderungen werden als Gründe aufgeführt. Sehr schade!

Beide führen aber erfreulicherweise an, dass sie auch zukünftig der Leidenschaft der Spitzengastronomie nachgehen wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie das am Bodensee tun.

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