Last Updated on 25.06.2024 by Domenico
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Ein Besucher des Southside-Festivals 2024 musste den launigen Wettergott Zeus beträchtlich erzürnt haben, denn während eines Großteils der Veranstaltung ließ er unablässig Regen auf die knapp 65.000 Feiernden niederprasseln. Dies führte dazu, dass sich das rund 90.000 Quadratmeter große Festivalgelände in eine ausgedehnte Schlammwüste verwandelte. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse wurde auf dem Southside auch in diesem Jahr getanzt, weltbekannte Bands und Künstler wie Ed Sheeran, Sido, Avril Lavigne oder Bring me The Horizon bejubelt, und das Leben gefeiert. Wir waren vor Ort und berichteten von vier erlebnisreichen Festivaltagen.
Das Southside-Festival begann zwar offiziell erst am Freitag, den 21. Juli, doch der Donnerstag war traditionell Anreise- und Warm-Up-Tag. Bereits früh morgens machten wir uns auf den Weg zum Festivalgelände in Neuhausen ob Eck und erreichten problemlos den Parkplatz. Der Einlass verlief reibungslos. Und das war nicht selbstverständlich, schließlich war das Event ausverkauft und zehntausende Menschen wollten fast zeitgleich auf das Gelände.
Die Atmosphäre war kurz nach Ankunft ausgelassen und fröhlich. Nachdem unser Camp aufgebaut war, widmeten wir uns den klassischen Warm-Up-Aktivitäten auf dem Southside: Wir spielten Bierpong und Flunkyball, erkundeten das Festivalgelände und freundeten uns mit anderen Festivalgästen an. Die Bedingungen waren ideal: Trotz eines bewölkten Himmels und leichten Regens war es warm, und der Boden blieb trocken.
Am Abend machten wir uns auf dem Weg zum Konzertgelände. Schon von weitem begrüßten uns das legendäre Riesenrad und der große „Southside“-Schriftzug am Eingang. Auf den drei Open-Stages – Green Stage, Blue Stage und Red Stage – spielten bereits die ersten Warm-Up-Acts ihre Songs. Die größte Bühne, die Green Stage, beeindruckte mit 43 Metern Breite und 19 Metern Höhe. Die Blue Stage war mit 37 Metern Breite und 20 Metern Höhe fast ebenso groß, während die Red Stage mit 27 Metern Breite etwas kleiner ausfiel. Ergänzt wurde das Setup durch die White Stage, die einzige überdachte Bühne des Festivals.
Am Freitagmorgen weckte uns noch die Sonne, doch gegen Mittag begannen die heftigen Regenschauer. Glücklicherweise bot unser Pavillon Zuflucht, sodass wir zumindest dort die Zeit mit Kartenspielen und guten Gesprächen überbrücken konnten. Unsere ursprünglichen Konzertpläne mussten wir wetterbedingt anpassen und brachen erst später zu den Acts auf. So verpassten wir zwar einige großartige Künstler wie IDKHow und Dilla, blieben aber immerhin trocken.
Als wir schließlich das Gelände betraten, war es zwar schon recht matschig, doch noch passierbar. Der Regen war schnell vergessen, sobald uns die energiegeladene Atmosphäre ansteckte. Besonders beeindruckend fanden wir die Auftritte von The Offspring und Bring Me the Horizon. Beide Bands verstanden es meisterhaft, die durchnässte Menge zu begeistern und eine mitreißende Stimmung zu erzeugen. Überall auf dem Gelände herrschte eine ausgelassene und heitere Stimmung, die den Freitag trotz des Wetters zu einem tollen Festivaltag werden ließ.
Auch am Samstag hielt das nasse Wetter an, und abermals ergossen sich stundenlange Regenschauer über das Festivalgelände. Besonders betroffen waren die Wege zu den Toiletten, Duschen und dem Konzertbereich, die sich in schlammige Pfade verwandelten – ohne Gummistiefel war ein Durchkommen nahezu unmöglich. Besonders die Camps entlang der stark frequentierten Pfade hatten schwer zu kämpfen, und der Matsch drang teilweise bis in die Zelte vor. Viele Festivalbesucher waren auf das Wetter nicht ausreichend vorbereitet, doch trotz dieser widrigen Umstände blieb die Gesamtstimmung gut.
Ungeachtet des Regens wagten wir uns auf das Gelände und hörten uns “Me First and the Gimme Gimmes“ an. Die Band befolgt die Taktik “Wieso selbst monatelang Hits entwerfen, wenn man erfolgreiche Songs einfach covern kann?” Wir finden das Konzept geil und sangen lauthals zu Klassikern wie “Country Roads“ und „I Will Surive“ mit. Als unsere Stimmbänder langsam nachgaben, suchten wir Zuflucht vor der Nässe und wärmten uns in einem überdachten Bereich auf.
Ein besonderes Highlight des Tages war der Auftritt von Ayliva, die mit einer zauberhaften Darbietung das Publikum begeisterte. Trotz ihrer zahlreichen Chart-Hits wie „Hässlich“, „Deine Schuld“ und „Sie weiß“ überzeugte sie durch ihre bescheidene Art und aufrichtige Freude über das große Publikum. Sie interagierte kreativ mit den Fans, inszenierte ihre Bühnenshow einfallsreich und verteilte entdornte Rosen.
Den krönenden Abschluss des Abends bildete der Auftritt von Ed Sheeran, der im wahrsten Sinne des Wortes mit einer beeindruckenden One-Man-Show brillierte. Ohne großes Brimborium betrat der Weltstar und mehrfache Grammy-Gewinner die Bühne, lediglich mit einer Gitarre und einem Loop-Board ausgestattet, das ihm ermöglichte, alle Songs live zu kreieren und unmittelbar danach wieder zu löschen. Dies verlieh jedem seiner Auftritte eine einzigartige Note. Es war beeindruckend mitzuerleben, wie tausende Menschen im Chor seine Lieder mitsangen. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern bot Ed Sheeran eine eher ruhige Darbietung. Wenn man die Augen schloss, hätte man auch denken können, dass Ed Sheeran vor einem im Wohnzimmer sitzt und dort singt.
Kaum noch Regen, doch der Preis war hoch: Viele Wege waren teilweise nicht mehr begehbar. Viele Besucher verbrachten den Vormittag damit, ihre Sachen zum Auto zu bringen und ihre Fahrzeuge umzuparken. Auch auf den Parkplätzen herrschte der Schlamm, sodass viele Autos nicht vom Parkplatz kamen. Doch der Veranstalter FKP Scorpio war darauf vorbereitet: Traktoren standen bereit und zogen festgefahrene Autos kostenlos bis zu den asphaltierten Straßen.
Der Sonntag entpuppte sich trotz allem als der beste Tag. Die Sonne kam hervor, sodass wir uns bei den Auftritten von Simple Plan, Avril Lavigne und Sido den Regenfrust der letzten Tage aus der Seele tanzen konnten!
Trotz der wetterbedingten Herausforderungen war das Southside 2024 insgesamt ein großes Vergnügen und bot, wie immer, eine willkommene Auszeit vom Alltag. Natürlich beeinträchtigten die widrigen Wetterverhältnisse das Gesamterlebnis etwas, da wir viele Aktivitäten nicht wie geplant durchziehen konnten. Einige Besucher entschieden sich sogar, aufgrund der Umstände früher abzureisen.
Dennoch konnte man dem Veranstalter FKP Scorpio keinen großen Vorwurf machen. Besonders der kostenlose Abschleppdienst, den auch wir in Anspruch nehmen mussten, erwies sich als eine durchdachte und hilfreiche Maßnahme für die durch den Regen strapazierten Besucher.
Wir werden nächstes Jahr wieder kommen – hoffen wir nur, dass Zeus Gemüt beim Southside 2025 beruhigt ist.